OU Business School Studenten lernen weder im stillen noch im virtuellen Kämmerlein

OU Business School Studenten lernen weder im stillen noch im virtuellen Kämmerlein

Dienstag, 27 Februar, 2007

Die Zusatzqualifikation „Master of Business Administration“ – kurz MBA genannt – liegt bei praxiserprobten Fach- und Führungskräften voll im Trend. Mit dem MBA-Titel legen sie die Basis für einen signifikanten Karrieresprung. Seit nunmehr 24 Jahren bietet die Open University, größte britische staatliche Universität, an ihrer Business School Fakultät das englischsprachige, dreifach akkreditierte MBA-Programm als Fernstudium an. Das von Tutoren betreute MBA-Fernstudium wird besonders von berufstätigen Managern geschätzt, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit eine flexible Studienmöglichkeit ohne herkömmliche Uni-Präsenzpflicht suchen. Damit das Fernstudium nicht zum virtuellen „Allein-Studium“ wird, steht jedem Studierenden ein persönlicher Tutor für jedes einzelne Fach zu Verfügung. Ein Tutor betreut regional im Schnitt 15 bis 20 MBA-Studenten. Etwa alle sechs Wochen lädt der Dozent zum Seminar ein. In der Zwischenzeit steht er telefonisch und per E-Mail zur Verfügung. „Für mich sind die Tutorien ein ganz wichtiger Bestandteil meines Studiums“, sagt Margot Schubert aus München, die bald ihr MBA-Studium beendet. „Sie sind eine prima Gelegenheit, den Stoff des jeweiligen Moduls in komprimierter Form ‚live’ zu erleben. Das Lernen ist für mich einfacher und motivierender, wenn ich mich mit meinen Mit-Studierenden und meiner Tutorin austauschen kann“. Wie auch für viele ihrer Studienkollegen käme für die selbstständige Softwareberaterin aus der Bekleidungsindustrie ein reines Online-Studium in einer virtuellen Hochschulwelt nicht in Frage, obwohl natürlich auch an der OU im Mix mit klassischen Lehrbüchern sämtliche elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten von Online-Diskussionsforen bis hin zu DVD-Material genutzt werden.

Welche Belastungen ein berufsbegleitendes Studium mit sich bringt, weiß Frau Schuberts Tutorin Maureen Whitehead-Lausmann genau. Wie viele ihrer Tutor-Kollegen stammt die Management-Trainerin aus England, lebt jedoch mit ihrem Mann und zwei Kindern in Deutschland. Seit 1994 hält sie in München für die OU Business School Seminare, korrigiert und erläutert die Assignments, die schriftlichen Hausaufgaben, moderiert Computer-Konferenzen und bereitet auf Prüfungen oder Klausuren vor. Zu ihren Spezialgebieten zählen die Module Strategie und Finanzstrategie. Da sie selbst ein MBA-Fernstudium an der schottischen Strathclyde Business School absolvierte, kann sie sich gut in die Situation ihrer Studenten hineinversetzten. „Viele haben zeitliche, persönliche oder berufliche Belastungen.“ Zwei ihrer Studenten waren von der BenQ-Pleite betroffen, andere haben aufreibende Jobs und Auslandseinsätze, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Viele müssen zudem sehen, wie sie Familie, Beruf und Studium unter einen Hut bringen. „Das ist alles manchmal heftig“, gibt Frau Whitehead-Lausmann zu. In Gesprächen versucht sie dann, den Druck aus der Situation zu nehmen und immer wieder aufs Neue zu motivieren. Meistens mit Erfolg.

Dem Studenten gut zuhören können, meint Tutor Kollege Mike Chegwin, diplomierter Ingenieur, Agraringenieur und MBA aus Frankfurt am Main, sei das A und O. „Dass man als Tutor den akademischen Stoff gut beherrscht, ist klar. Auf das richtige Fingerspitzengefühl für Engpässe bei den beruflich eingespannten Studenten kommt es besonders an“, beschreibt Mike Chegwin (57) seine Maxime. Anerkennung und Lob sind für die Studierenden wichtig, auch dann, wenn sie erst im zweiten Anlauf das Wesentliche aus dem Kurs zusammentragen. Man dürfe als Tutor nie vergessen, wie schwer es für einen selber gewesen sei, zum ersten Mal die MBA-Studieninhalte zu verstehen. „Denn unsere Studenten in Deutschland haben als zusätzliches Handicap die Fremdsprache Englisch, in der sie wissenschaftliche Managementtechniken, Schlüsselqualifikationen oder Denkmodelle wie Kreativität, Innovation und Veränderungen verinnerlichen sollen“. Trotz mancher sprachlicher Anfangsschwierigkeit zum Beispiel bei der sofortigen praktischen Anwendung des Erlernten in einer Hausaufgabe, schaffen es in Deutschland über 80 Prozent der Studenten und Studentinnen, ihren MBA an der OU Business School zu absolvieren. Weltweit verweist die Business School auf rund 18.000 Ehemalige, davon 530 aus Deutschland.

Nicht nur als Pflicht, sondern als einen absoluten Höhepunkt des MBA-Programms sehen die meisten Studierenden die „Residential Schools“, die einmal im Jahr bis zu fünf Tage dauern und in einem Studienzentrum in England stattfinden. Das Fern-Studium wird plötzlich ganz nah, wenn Studierenden mit ganz unterschiedlichen Berufen und Erfahrungen aus verschiedensten Ländern aufeinander treffen und zusammen lernen. Aus Kurs B 822 (Creativity, Innovation and Change), den unter anderem Tutor Mike Chegwin in Frankfurt betreut, wird in England eine Gruppe interessanter Menschen. Dann debattieren der IT-Fachmann aus Amsterdam mit der Schweizer Finanzmaklerin, dem Berliner Pharmaunternehmer und dem Budapester Lebensmittelingenieur darüber, in wie weit Problemlösungen in einem Unternehmen kreativ sein dürfen. „Ich habe nur positive Erfahrungen in den Residential Courses gemacht“, erinnert sich Margot Schubert. „Wir haben sehr intensive Lerngruppen gebildet und zu einigen Teilnehmern habe ich immer noch Kontakt, ja, wir sind sogar richtig gut befreundet.“